Anlage und Pflege eines "Mittelwaldes"

Nachdem in den Vorjahren insgesamt 1.050 Hainbuchen gepflanzt wurden, ist es nun unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Anpflanzungen auch gut gedeihen.

Zwischen den Bäumchen muss im noch jungen Stadium regelmäßig alles zurückgeschnitten werden, was den Wuchs der Hainbuchen behindert. Trotz der trockenen Sommer in den vergangenen 3 Jahren ist die weit überwiegende Anzahl der Bäumchen sehr gut angewachsen. Die in der ersetn Runde im Jahr 2017 gepflanzten Bäume haben inzwischen eine Höhe von bis zu 2 Metern erreicht.

Zur Erläuterung:

Die Hainbuche ist zwar ein Baum, der im Hain wächst, aber sie ist keine Buche. Denn sie gehört einer ganz anderen Familie an, nämlich den Birkengewächsen. Das erkennt man sofort an den Blättern, die im Gegensatz zur Buche am Rand doppelt gesägt sind. Sie ist ein Baum, der sich aufgrund seines begrenzten Höhenwachstums (nur bis etwa 20 m) von Natur aus gut im Schatten (z.B. unter der Rotbuche und der Eiche) zufrieden gibt und keine eigenen Bestände bildet. Daher ist diese Baumart ideal für das Vorhaben des NABU Altstadt.

Saarlandweit einzigartig war das Vorhaben, das der Altstadter Naturschutzbund binnen drei Jahren umgesetzt hat. Auf vereinseigenen Waldparzellen, die mehr als einen halben Hektar groß sind, ist so ein Biotop entstanden, das in früheren Zeiten allgegenwärtig war, das es heute aber so gut wie nicht mehr gibt – ein „Mittelwald“. Finanziell unterstützt wurde dessen Anlegung von Theophil Gallo, dem Landrat des Saarpfalz-Kreises, sowie vom saarländischen Landesverband des NABU.

„Zentrale Elemente des Projektes sind bereits bejahrte Eichen, deren Umfeld einer nachhaltigen, behutsamen Nutzung nach historischem Vorbild unterzogen werden soll“, erläuterte Patric Heintz, der stellvertretende Vorsitzende des Altstadter Naturschutzbundes. Von ihm war die Initiative zur Schaffung dieses besonderen Lebensraums auch ausgegangen. Unter den besagten, bereits vorhandenen Eichen werde durch die flächendeckende Pflanzung von Hainbuchen der Lichteinfall derart reguliert, dass sich eine ganz eigene, inzwischen seltene Artenvielfalt entwickeln könne. „Diese Art der Waldbewirtschaftung war in vorindustrieller Zeit absolut gängig, ist heute aber weitgehend verschwunden. Erst einmal ausgebildet, werden die Hainbuchen dann in regelmäßigen Abständen von vielen Jahren zurückgeschnitten“, skizzierte Heintz weiter. Was sich zunächst paradox anhöre, sei letztlich aber der Kern des Projekts: „Die Hainbuchen treiben immer wieder aus und verdichten das Unterholz zu einer speziellen Art Biotop“. In früheren Zeiten seien solche Wälder in bis zu 20 Abschnitte gesplittet worden, um dann Jahr für Jahr partiell und sukzessive beerntet zu werden. Das so gewonnene Holz diente einst vornehmlich zu Heiz- und Kochzwecken. Allein die stetig zunehmenden Eichen bleiben unberührt; sie wie werden ebenso wie der Zwischenbereich zu den Hainbuchen hin regelmäßig komplett besonnt. Arten, die sich genau auf solche Strukturen spezialisiert haben, werden besonders gefördert. Das gelte nicht zuletzt auch für jene Tierarten, die sich dann auf die künftighin viel helleren Bereich über dem Hainbuchendickicht einstellen sollten: Halsbandschnäpper oder Mittelspecht sind etwa „Spezialitäten“ dieses Lebensraums, aber auch zahlreiche Schmetterlingsarten und Raritäten wie der Hirschkäfer.

In der ersten Charge brachten die Helfer des Altstadter Naturschutzbundes, ausgerüstet mit schweren Wiedehopf- und Kronenhacken sowie Spaten, 400 Hainbuchen in „Heistergröße“ (also etwa einen Meter groß) kreisförmig um die alten Eichenbäume in den Boden. Die Setzlinge wurden über eine Forstbaumschule bezogen. Weitere 300 Bäume folgten im Jahr 2018, und 350 wurden in 2019 geplanzt.

Landrat Gallo besucht im August 2017 den Altstadter Mittelwald

Prächtig gedeihen die 400 Bäume, die vom Altstadter Naturschutzbund im letzten Herbst gepflanzt worden waren. Ungemein viel Regen über das Frühjahr und den Sommer hinweg hat dafür gesorgt, dass die Hainbuchen-Setzlinge so gut wie alle hervorragend angewachsen sind und jetzt in sattem Grün stehen. Das „Projekt Mittelwald“ stand im Blickpunkt eines Ortstermins, zu dem nicht nur Vertreter von NABU-Ortsgruppen aus Homburg, St. Ingbert, Blieskastel und Bexbach sowie der Kreisvorsitzende Peter Hellenthal gekommen waren. Auch Landrat Theophil Gallo nutzte die Gelegenheit, um sich über die Initiative des Umweltverbandes zu informieren. Das im Saarland und darüber hinaus einzigartige Projekt war vom Saarpfalz-Kreis bezuschusst worden.

"Wir simulieren hier quasi eine Waldnutzung, wie sie über Jahrhunderte üblich war“, skizzierte Patric Heintz. Er hatte den Vorschlag gemacht, einen vereinseigenen Wald so „umzubauen“, das am Ende ein nahezu undurchdringliches Dickicht Lebensraum für viele Tierarten entsteht. „Herzstücke“ dabei seien bereits stattliche Eichen, deren Umfeld einer nachhaltigen, behutsamen Nutzung nach historischem Vorbild unterzogen werden soll. „Durch die flächendeckende Pflanzung von Hainbuchen wird der Lichteinfall reguliert, so dass sich eine ganz eigene, inzwischen seltene Artenstruktur entwickeln kann“, erläuterte der stellvertretende Vorsitzende des Altstadter Naturschutzbundes. Diese Art der Waldbewirtschaftung sei in vorindustrieller Zeit absolut gängig gewesen, ist heute aber weitgehend verschwunden. „Wenn sie eine gewisse Größe haben, werden die Hainbuchen dann regelmäßig zurück geschnitten – das klingt zunächst paradox, ist aber der Kern des Projekts“, erläuterte Heintz weiter: Die Hainbuchen treiben wieder aus und verdichten das Unterholz zu einer ganz speziellen Art Biotop. Klassisch seien solche Wälder in 20 Teile gesplittet worden, um dann Jahr für Jahr partiell und sukzessive „beerntet“ zu werden, zur Brennholznutzung etwa. Allein die stetig zunehmenden Eichen bleiben unberührt; sie wie ihre Bodenflora werden regelmäßig komplett besonnt, und Arten die sich genau auf solche Strukturen spezialisiert haben, werden gefördert.

Auch als Vorsteher des Zweckverbandes Biosphäre Bliesgau zeigte sich Landrat Gallo angetan vom „Mittelwald“-Projekt. Nicht nur für den nördlichen Bereich des Unesco-Reservates sei die Umsetzung eines solchen Vorhabens ein interessanter und spannender Versuch, andere attraktive Wege im Naturschutz zu gehen und Landschaftselemente aufzuwerten. Im Herbst geht es im übrigen weiter, dann werden die nächsten 300 Bäume gepflanzt – binnen drei Jahren sollen es dann insgesamt 1000 werden.

Text: Martin Baus